Reiseschutzimpfungen
Soll ich mich impfen lassen? Ja oder Nein?
Das Thema Impfungen ist ein sehr persönliches und sensibles Thema. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob und gegen was man sich impfen lässt. Im folgenden Beitrag möchte ich über dieses Thema lediglich etwas aufklären. Es gibt einige Grundimpfungen (wie beispielsweise Tetanus), die, meiner Meinung nach, jeder haben sollte. Da es hier jedoch speziell um Reiseschutzimpfungen geht, möchte ich auch nur auf diese genauer eingehen. Am besten lässt du dich vor Reiseantritt von deinem Hausarzt oder einem Tropenarzt beraten.
Wichtig: Mit diesem Beitrag möchte ich niemandem unnötig Angst machen, allerdings das Risiko einer Erkrankung auch keineswegs verharmlosen! Es ist wichtig, über gesundheitliche Risiken aufgeklärt zu sein. Ob man nun präventiv dagegen vorgehen möchte oder nicht, kann jeder für sich selbst entscheiden. Wenn man ein wenig aufpasst (ich trinke in fremden Ländern kein Leitungswasser, streichle keine verhaltensauffälligen Tiere und versuche Mückenstiche zu vermeiden) hat man schon eine gute Grundlage, um nicht zu erkranken.
Wie kann ich mich, abgesehen von Impfungen, noch auf Reisen vor Krankheiten schützen?
Insektenschutz: schütze dich unbedingt vor Insektenstichen! Viele Krankheiten, wie Malaria oder Dengue, werden von Mücken übertragen. Während die Malariamücken eher in der Dämmerung und nachts unterwegs sind, sind die Denguemücken tagsüber aktiv. Somit solltest du dich Rund um die Uhr versuchen zu schützen. Folgende Maßnahmen sind dabei hilfreich:
- achte bei der Wahl der Unterkunft auf die Verfügbarkeit von Moskitonetzen zum Schutz vor Stichen im Schlaf
- trage wenn möglich lange Kleidung
- es gibt ein Imprägnierspray (z.Bsp. NOBITE® Kleidung), mit welchem du deine Kleidung Mückensicher halten kannst (hält ca. einen Monat, danach muss die Kleidung erneut imprägniert werden)
- benutze ein Anti-Mücken-Spray für die Haut; entweder chemischer Mückenschutz mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin, oder benutze ätherische Öle auf Zitronen–Eukalyptus-Basis
Vorsicht bei Nahrungsmitteln: viele Keime werden durch verunreinigte Lebensmittel, verunreinigtes Wasser oder rohe Lebensmittel übertragen. Deswegen solltest du auf Reisen folgendes beachten:
- trinke kein Leitungswasser! Auch beim Zähneputzen solltest du gereinigtes, trinkbares Wasser verwenden
- versuche den Verzehr von Salaten und anderen rohen Produkten zu vermeiden, da man sich nicht sicher sein kann, unter welchen Hygienebedingungen diese Sachen zubereitet werden
- Vorsicht bei Ost: Kaufe lieber die ganze Frucht, schneide und schäle sie dir selbst, als schon fertig geschnittene Dinge vom Markt zu kaufen
Schutz vor wilden Tieren: du weißt nie ob der Hund von der Straße oder der Affe im Baum irgendwelche Krankheiten hat. Das Thema Tollwut wird immer präsenter, da viele Touristen unvorsichtig mit dem Umgang der Tiere sind. Hierfür gilt:
- Tiere lieber mit Abstand beobachten und Anfassen vermeiden
- sich nicht beißen lassen
- auch durch das Belecken der Tiere kann Krankheiten übertragen, da die Bakterien im Speichel sitzen und über kleine Verletzungen der Haut, in den Körper eindringen können. Deswegen gilt hier: bei schon kleinsten Hautverletzungen oder Bissen: Wunde mindestens 15 Minuten ausreinigen, ausspülen und großzügig desinfizieren, danach sofort zum Arzt!
Empfohlene Reiseschutzimpfungen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zusammen mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) verschiedene Impfungen für Auslandsreisen. Welche davon für dich interessant sein können, hängt natürlich in erster Linie von deinem Reiseziel und von den Ländern ab, die du bereisen möchtest. Wenn du nur für kurze Zeit und in Hotels unterwegs bist, ist das Erkrankungsrisiko natürlich etwas geringer als wenn du wochenlang unterwegs bist. Dennoch ist es so oder so sinnvoll, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Zusammenfassend kommt man bei den typischen Backpacking-Zielen wie Südostasien, Mittel- und Südamerika häufig auf die selben vier bis fünf empfohlenen Impfungen für langfristige Auslandsreisen.
- Verbreitung: Asien, Afrika, Australien, Mittel- und Südamerika (besonders Tropenregionen)
- Übertragung: durch Viren im Wasser & Lebensmitteln (Hepatitis A), Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma (Hepatitis B)
- Folgen: Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Gelbsucht, bis zur Leberzirrhose (Hepatitis B kann chronisch werden)
- Anzahl der Impfungen: Hepatitis A: 2 Impfungen im Abstand von 6-12 Monaten; Hepatitis B oder Kombiimpfung aus Hepatitis A & B: 3 Impfungen, mindestens 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen vor der Reise
- Zeitraum für Impfung: Tage 0, 180 (Hepatitis A) / Tage 0, 30, 180 (Hepatitis B und Kombiimpfung Hepatitis A & B) / Tage 0, 7, 21, 360 (Schnellimmunisierung)
- Impfschutz: 25 Jahre, ggf. auch lebenslang nach Auffrischung
- Verbreitung: Asien, Afrika, Südamerika
- Übertragung: Wasser, Lebensmittel (durch Salmonellen)
- Folgen: Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall
- Anzahl der Impfungen: 1, alternativ gibt es einen Impfstoff zur oralen Einnahme an Tag 1, 3 und 5
- Impfschutz: 3 Jahre
- Verbreitung: weltweit, mit erhöhtem Risiko in Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika
- Übertragung: Säugetiere, vor allem Hunde, Füchse und Affen (übertragen durch ihren Speichel den Virus)
- Folgen: Krampfanfälle, Atemlähmung, verläuft fast immer tödlich!
- Anzahl der Impfungen: 3 (oder 2 Impfungen als Off-Label-Use innerhalb einer Woche)
- Zeitraum für Impfung: Tage 0, 7, 21 oder Schnellimmunisierung an Tag 0, 3 und 7
- Impfschutz: nur präventiv (kein 100%iger Schutz)
- Zusatzinformationen: Übertragen wird das Virus durch den Speichel, zum Beispiel nach Belecken von verletzten Hautstellen, Biss- oder Kratzwunden. Nach einem Biss durch ein tollwutverdächtiges Tier, sind eine sofortige Wundreinigung und trotz vorheriger Grundimmunisierung zwei weitere Impfungen (am Tag des Bisses und drei Tage später) mit Aktiv-Impfstoff notwendig.
- Verbreitung: Südostasien
- Übertragung: Stechmücken
- Folgen: grippeähnliche Symptome bis hin zur Hirnhautentzündung bei schwerem Verlauf
- Anzahl der Impfungen: 2
- Zeitraum für Impfung: Tage 0, 28 (oder Schnellimmunisierung Tag 0 und 7)
- Impfschutz: ca. 1,5 Jahre
- Verbreitung: Südamerika, Afrika
- Übertragung: Stechmücken
- Folgen: Fieber bis hin zu Organversagen
- Anzahl der Impfungen: 1
- Zeitraum für Impfung: mindestens 2 Wochen vor Reisestart
- Impfschutz: lebenslang
- Zusatzinformationen: Viele Schutzimpfungen sind lediglich Empfehlungen. Hier ist es jedoch anders. In einigen Ländern herrscht bei Einreise die Gelbfieberimpfung-Pflicht! Solltest du einen Trip nach Südamerika oder Afrika planen, ist eine Impfung verpflichtend. Die Gelbfieberimpfung kann nur durch einen Tropenarzt durchgeführt werden.
Was ist mit Malaria und Dengue?
Malaria und Dengue sind beides Infektionskrankheiten, welche durch Stechmücken übertragen werden. Verbreitet sind diese hauptsächlich in Asien, Süd- und Mittelamerika.
- Verbreitung: Afrika, Süd- und Mittelamerika, Asien
- Übertragung: nachtaktive Stechmücken (übertragen Parasiten)
- Folgen: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen kann Malaria zu Anämie, Atemproblemen und Multiorganversagen führen.
- Inkubationszeit: 1-4 Wochen
- Impfschutz: gibt es nicht
- Behandlung: Malaria kann durch die Einnahme von Malariaprophylaxe-Medikamenten verhindert werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit antiparasitären Medikamenten. Für Reisen in ein Malariagebiet, wird oft eine Stand-by-Therapie (Atovaquon/Proguanil) empfohlen. Falls die bekannten Symptome wie Fieber >38 Grad + Übelkeit, Durchfall oder Kopfschmerzen auftreten, sollte man natürlich sofort einen Arzt aufsuchen, da Malaria tödlich enden kann. Falls man jedoch einige Tage Abseits der Zivilisation unterwegs ist, kann man als Notfallbehandlung diese Tabletten der Stand-by-Therapie zusammen mit fettreicher Nahrung einnehmen. Die beste Prävention ist das Vermeiden von Mückenstichen, besonders abends und morgens durch lange, weite Kleidung und Mückenspray sowie nachts durch Moskitonetze beim Schlafen.
- Verbreitung: Afrika, Süd- und Mittelamerika, Asien
- Übertragung: tagaktive Stechmücken (übertragen Virus)
- Folgen: Fieberschübe, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen kann Dengue zu Dengue-Hämorrhagischem Fieber führen, einer lebensbedrohlichen Krankheit, die zu Blutungen, Blutplättchenverlust und Blutgefäßschäden führt.
- Inkubationszeit: 4-10 Tage
- Impfschutz: es gibt seit 2023 einen Lebendimpfstoff, der Langzeitreisenden empfohlen wird, dieser muss allerdings 3 Monate vor Reiseantritt verabreicht werden
- Behandlung: Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung von Symptomen (Schmerzlinderung durch Paracetamol!) und den Ersatz von Flüssigkeiten (viel trinken!) und Bettruhe. Die beste Prävention ist das Vermeiden von Mückenstichen.
Fragen und Antworten
Am besten vereinbarst du zuerst einen Termin bei deinem Hausarzt. Dort kannst du dich zunächst beraten lassen. Viele Impfungen kann er in seiner Praxis durchführen. Für die Gelbfieberimpfung braucht der Arzt jedoch eine spezielle Lizenz weshalb es sein kann, dass du diese Impfung in einem Tropeninstitut durchführen lassen musst. Eine Beratung kostet um die 25€, die von manchen Krankenkassen auch erstattet wird.
Da mehrere Impfungen empfohlen sind und du für einige davon mehrfache Dosen in teilweise größeren Abständen benötigst, solltest du dich frühzeitig, am besten schon 4 bis 6 Monate vor deiner Reise, mit deinem Hausarzt in Verbindung setzen. Es gibt zwar auch verkürzte Impfschemata, aber gerade wenn mehrere Impfungen nötig sind, ist es sinnvoller, diese über einen größeren Zeitraum zu verteilen, um den bestmöglichen Schutz zu erhalten und das Immunsystem nicht zu stark zu belasten.
Grundsätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen den größten Teil der Kosten für die empfohlenen Reiseimpfungen. Die Höhe der Kostenübernahme kann sich jedoch von Krankenkasse zu Krankenkasse unterscheiden. Was jedoch immer der Fall ist: du musst zuerst in Vorkasse treten. Das kann schnell sehr teuer werden, da man für eine Impfung bis zu 200 € auf den Tisch legen muss. Danach kannst du die Rechnung jedoch bei deiner Krankenkasse einreichen. Zum Glück funktioniert das heute ganz simpel. Man macht einfach ein Foto oder Scan aller Unterlagen und lädt sie dann in der App hoch. Nach wenigen Tagen erhält man die Kostenrückerstattung auf sein Konto.
Das kann ich ganz offen kommunizieren: Ja. Ich habe mich vorab bei meinem Hausarzt und danach noch im Tropeninstitut beraten lassen. Aufgrund meiner Reiseroute und -Dauer, habe ich mich gegen Japanische Enzephalitis, Typhus und Tollwut impfen lassen. Den Schutz gegen Hepatitis A & B habe ich beruflich bedingt sowieso und musste Hepatitis A nur noch einmal auffrischen lassen. Die Gelbfieberimpfung brauchte ich nicht, da ich nicht nach Südamerika reise. Malariaprophylaxe habe ich nicht eingenommen, jedoch nehme ich die Stand-by-Therapie als Notfallversorgung mit.